Auf dem Weg zu einer Carer-freundlichen Gesellschaft
Als neues Mitglied von Eurocarers, der Europäischen Stimme für informelle Carer, präsentierte sich Pro Aidants am Study Visit vom 12. September in Brüssel. Die Konferenz drehte sich um die Frage, wie relevant digitale Lösungen für betreuende und pflegende Angehörige sind und wie es um deren Verbreitung in Europa steht.
Den Auftakt machte Claire Champeix von Eurocarers mit Einblicken in Fallstudien von Track und Care4Dem - beides Projekte, welche Hilfe für informelle Carer von Menschen mit Demenz bringen.
Giovanni Lamura vom Istituto Nazionale di Riposo e Cura per Anziani führte ein in die neuen Angebote der EU für den informellen Pflegesektor. Einerseits die Wisssensdatenbank InformCare mit praktischen Infos in deutscher Sprache für Carer und andererseits die entstehende Ausbildungsplattform ENTWINE.
Birgit Morlion von DG CONNECT, Silas Olsson Health Access, Dorota Sienkiewicz von EuroHealthNet stellten sich in der Podiumsdiskussion den Herausforderungen und machten deutlich, dass auf zwei Ebenen vorgegangen werden muss: Einerseits sind auf kommunaler Ebene konkrete Lösungen zu erarbeiten, andererseits sind auf nationaler sowie auf EU-Ebene die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen - sei es durch Erfahrungsaustausch, durch Regulation, neue Partnerschaften oder Investitionen in die Infrastruktur, wenn die Gesellschaft Carer-freundlich werden soll.
Die präsentierten Forschungsberichten und Fallstudien der Mitgliederorganisationen aus ganz Europa befassten sich mit so unterschiedlichen Fragestellungen wie z.B. der Vermeidung der Isolation von betreuenden Angehörigen, der Erleichterung der Koordination der Betreuung und Pflege mit digitalen Hilfssystemen oder der Förderung der Selbsthilfe über Online-Plattformen.
Trogu Giusy von Anziani e non solo präsentierte, wie eine Austauschplattform mit einer Facebook Gruppe kombiniert werden kann. Auf der Suche nach Apps werden Angehörige auf Apps4Carers fündig, während E-LILY mit Schulungen dabei helfen kann, die Digitalkenntnisse zu verbessern.
Makri Marina von der Greek Association of Alzheimer Disease and Related Disorders zeigte mit AD©GAMING ein Serious Game zur Steigerung der Lebensqualität von Menschen mit Alzheimer. iCONNECT fördert den Kontakt von Studierenden mit demenzbetroffenen älteren Menschen. Sincala bietet Lebenskurse für die ganze Familie. BRIDGE lädt ein zum spielen während Familientreffen. Story2remember nutzt Dramaturgie und Storytelling bei der Demenz Betreuung.
Ilett Richard vom Swedish Family Care Competence Centre gab Einblicke in die App-Entwicklung für junge Carer im Projekt Me-We an welcher auch die Schweizer Careum Hochschule beteiligt ist.
Besonders aufgefallen sind uns diese Präsentationen:
Maryse Montagon von der Federation Nationalz des Aidants et Accueillants Familiaux präsentierte mit Les Relais Fils Bleus ein sozial innovatives Programm, bei dem hilfsbedürftige Menschen von einer anderen Familie sozusagen "adoptiert" werden.
Michael Shann von Carers UK gab Einblicke in die Herausforderungen beim Betrieb ihrer Online-Community (und wie man damit umgeht).
Cavalli Maria aus Schweden führte ein in den digitalen Sorgeraum Enbraplats und präsentierte einen Demenzlotsen.
Anna de Siún von Family Carers Ireland gab Einblicke in die Entwicklung einer App zur besseren Koordination der Betreuung und Pflege mit einem digitalen Care Guide.
Sebastian Fischer von wir Pflegen, der Interessenvertretung begleitender Angehöriger und Freunde in Deutschland, präsentierte die neu entwickelte App In.kontakt. Sie dient betreuenden und pflegenden Angehörigen als Selbsthilfeplattform.
Wir bedanken uns nochmals herzlichst bei Eurocarers für die Möglichkeit zum sehr wertvollen Gedanken- und Erfahrungsaustausch.
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