Sicherstellung einer bedarfsgerechten und staatlich mitfinanzierten Betreuung
Die Bedürfnisse und Anforderungen jeder Person unterscheiden sich. Einige Personen benötigen nur wenige Stunden pro Woche an Betreuung, während andere rund um die Uhr Betreuung und Pflege benötigen. Betreuung findet in einfachen und komplexen Situationen statt. Es ist wichtig, die Begriffe genau zu unterscheiden, da sie Auswirkungen auf die Finanzierung haben. In diesem Artikel fassen wir die aktuellen rechtlichen Begriffsdefinitionen von "Betreuung", "Pflege" und "betreuenden Angehörigen" aus der Fachliteratur zusammen und beobachten die aktuellen politischen Entwicklungen in Bezug auf die Finanzierung von Betreuungsleistungen in den Kantonen.
In der Regel wird die Pflege von Pflegefachpersonen und die Betreuung von betreuenden Angehörigen, professionellen Fachpersonen, die in der Betreuung arbeiten durchgeführt. Dazu zählen u.A. Sozialpädagog/innen, Aktivierungsfachpersonen, Fachangestellte Betreuung Menschen im Alter, Sozialarbeitende, Sozialbegleiter/innen, sowie Assistent/innen und Freiwilligen.
Was sind betreuende Angehörige?
Die Gruppe der betreuende Angehörige sind Personen, die einen Menschen, dem sie sich verbunden oder verpflichtet fühlen, über längere Zeit und in wesentlichem Ausmass in der Bewältigung und/oder Gestaltung des Alltags unterstützen, wenn dieser aus gesundheitlichen Gründen nicht alleine kann.
Was ist Betreuung?
Betreuung ermöglicht Menschen, ihren Alltag selbständig zu gestalten und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, indem sie sie in verschiedenen Bereichen der Selbstsorge, Beratung und Alltagskoordination, Alltagsgestaltung, soziale und gesellschaftliche Teilhabe, Haushaltsführung und Betreuung in Pflegesituationen ältere Menschen unterstützen, wenn sie das auf Grund der Lebenssituation und physischer, psychischer und/oder kognitiver Beeinträchtigung nicht mehr können.
Eine gute Betreuung ermöglicht es alten Menschen, länger selbständig zu bleiben, ihre verschiedenen sozialen Kontakte zu erhalten, verschiedene Handlungsoptionen zu haben und damit viel weniger in eine Abhängigkeit zu geraten. Jedes Jahr sind zwischen 300’000 und 500’000 Personen ab 60 Jahren von einer Form von Gewalt oder Vernachlässigung betroffen. Entsprechend wichtig ist eine Stärkung der Angebote für eine gute Betreuung – v.a. auch der aufsuchenden Betreuung.
Betreuungsangebote können sowohl betreuende Angehörige als auch professionelles Betreuungs- und Pflegepersonal entlasten und unterstützen. Gerade wenn Betreuung von Personen mit sozialen Berufen erbracht wird, bringen diese ein Fachwissen und Instrumente mit, die in der Prävention, im Coaching oder in der Bewältigung von meist komplexen Gewaltsituationen ganz zentral sind: Eine Gesprächsführung und Beratung auf Augenhöhe, ein gemeinsames Herausfinden, wie die Situation für alle Beteiligten verbessert werden kann, ein Aktivieren und Einbeziehen von weiteren Hilfsangeboten.
Was ist professionelle Pflege?
Professionelle Pflege umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften sowie Gruppen und sozialen Gemeinschaften, ob krank oder gesund, in allen Lebenssituationen. Dabei geht es um die Förderung der Gesundheit, die Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen.
Weitere Aufgaben der professionellen Pflege sind die Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse der Patienten, die Förderung einer sicheren Umgebung, die Forschung, die Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik sowie das Management des Gesundheitswesens und die Bildung.
In der professionellen Pflege unterscheidet man zudem zwischen Grundpflege und Behandlungspflege.
Was ist Grundpflege?
Unter Grundpflege fallen Tätigkeiten wie Beine einbinden, Kompressionsstrümpfe anlegen, Betten, Lagern, Bewegungsübungen, Mobilisieren, Dekubitusprophylaxe, Massnahmen zur Verhütung oder Behebung von behandlungsbedingten Schädigungen der Haut, Hilfe bei der Mund- und Körperpflege, beim An- und Auskleiden oder beim Essen und Trinken. Zudem umfasst die Grundpflege die Überwachung und Unterstützung psychisch kranker Personen in der grundlegenden Alltagsbewältigung.
Spitexorganisationen bieten betreuenden Angehörigen die Möglichkeit an, sich für die Grundpflege finanziell entschädigen zu lassen.
Was ist Behandlungspflege?
Behandlungspflege bezieht sich auf die Pflege von Patienten, die medizinische Behandlungen benötigen, die über die Grundpflege hinausgehen. Dazu gehören zum Beispiel Verbandswechsel, die Anwendung von Medikamenten, Injektionen, Infusionen, Wundversorgung und die Behandlung von Erkrankungen oder Verletzungen. Behandlungspflege wird in der Regel von qualifizierten Pflegefachkräften durchgeführt, die über eine spezielle Ausbildung und Erfahrung in diesem Bereich verfügen. Sie arbeiten eng mit Ärzten und anderen medizinischen Fachkräften zusammen, um die bestmögliche Pflege und Behandlung für die Patienten zu gewährleisten.
Anerkennung von Betreuungsarbeit
Im Gegensatz zur Pflege, die durch die Krankenversicherung finanziert wird, muss die Betreuung in der Regel privat finanziert werden. In verschiedenen Kantonen gibt es Modelle die genutzt werden, welche betreuende Angehörige für ihre geleisteten Arbeitsstunden anerkennen sollen.
Betreuungszulage im Kanton Graubünden
Betreuungszuschüsse und Betreuungsfinanzierung in der Stadt Zürich
Betreuungsgutsprachen der Stadt Bern
Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen der Stadt und ein Anerkennungsbeitrag und Entlastungsgutscheine im Kanton Luzern.
Aufgrund der steigenden Anzahl an Betreuungsbedürftiger Menschen in unserer Gesellschaft ist es wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir eine bedarfsgerechte und staatlich mitfinanzierte Betreuung sicherstellen können.
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