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Innovationen für betreuende Angehörige

Am diesjährigen nationalen Symposium von Gerontologie CH vom 5. September 2024 in Bern, durfte ich die Chance ergreifen, einen Beitrag über digitale Innovationen für betreuende Angehörige präsentieren. Unter dem Titel „Who Cares?“ blickten wir auf fast sieben Jahre Innovationstätigkeit für betreuende Angehörige zurück und warfen einen Blick in die Zukunft der digitalen Unterstützung.

Seit unserem Start 2018 haben wir das Ziel verfolgt, das Thema der betreuenden Angehörigen durch digitale Lösungen zu revolutionieren. Der Bedarf war klar: Die demografischen Entwicklungen in Kombination mit der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit erfordern flexible, skalierbare und effiziente Lösungen.

Digitale Innovationen: Ein Wegbereiter für betreuende Angehörige

Unser Projekt Swiss Carers hat sich zum Ziel gesetzt, eine zentrale Anlaufstelle für betreuende Angehörige in der Schweiz zu werden – mit einem Fokus auf Selbstmanagement, nicht auf persönliche Beratungen.

Unsere Reise begann zu einer Zeit, als das BAG Förderprogramme zur Entlastung von betreuenden Angehörigen auf den Weg brachte. Gleichzeitig fand auf politischer Ebene eine Vernehmlassung zum Betreuungsurlaub statt. Auch ich habe in diesen Jahren persönliche Erfahrungen als betreuender Angehöriger gemacht, was mir eindrücklich vor Augen geführt hat, wie dringend Innovationen in diesem Bereich nötig sind.

In den vergangenen sechs Jahren konnten wir Pilotprojekte in der Grössenordnung von rund zwei Millionen Franken umsetzen. In Zusammenarbeit mit Hochschulen, Gemeinden, Kantonen, Krankenkassen, Leistungserbringern und vielen weiteren Partnern entwickelten wir gemeinsam digitale Lösungen, die das Selbstmanagement von betreuenden Angehörigen in den Mittelpunkt stellen.

Unsere digitalen Lösungen im Überblick

Unsere Wertversprechen konzentrieren sich auf vier zentrale Bereiche:

  1. Finanzen: Die schnelle und einfache Übersicht über Finanzierungsmöglichkeiten ist unser Kernprodukt. Es bietet betreuenden Angehörigen klare und verständliche Informationen zu Sozialversicherungsleistungen, unterstützt von Partnern wie dem Gesundheitsamt Graubünden und der Paul Schiller Stiftung.

  2. Ratgeber und Verzeichnisse: Dieses aufstrebende Segment wird von immer mehr Nutzern und Partnern geschätzt, auch dank der Unterstützung der Age-Stiftung. Diese Lösungen bietet umfangreiche Informationen und Orientierungshilfen.

  3. Planung und Koordination: Trotz hoher Investitionen zusammen mit Innosuisse stehen wir hier vor systemischen Barrieren. Das Wertsversprechen der vereinfachten Koordination von Betreuung und Pflege konnten wir noch nicht einlösen.

  4. Austausch und informelle Hifle: Dieser Bereich setzt auf Peer-Support und Online-Community. Dies ist ein reiner Kostenblock, den wir aber für eine inklusive Partizipation benötigen.

Erfolge und Herausforderungen

Seit der Lancierung unseres aktualisierten Angebots im zweiten Quartal erzielen wir die Reichweite eines kleinen Fachmagazins. Mit dem Rechner-Tool haben wir allein im Monat Mai über 500 Selbstmanagement-Beratungen durchgeführt und über 100 betreuende Angehörige an Sozialberatungsstellen weitergeleitet. All dies gelingt uns mit weniger als einer Vollzeitstelle – eine Leistung, die zeigt, wie effizient und wirkungsvoll unsere Selbstmanagement-Instrumente bereits sind.

Doch bei aller Innovationsfreude dürfen wir auch die Herausforderungen nicht übersehen: Es fehlt nach wie vor an einer verlässlichen digitalen Infrastruktur, die den sicheren und effizienten Datenaustausch zwischen mehreren Partnern im Gemeinde, Sozial- und Gesundheitswesen ermöglicht. Hier ist politischer Leadership gefragt – ohne Investitionen in Standards und Infrastrukturen wird die digitale Zukunft der Alterspolitik nur schwer realisierbar sein.

Ein Appell an die Entscheidungsträger

Abschliessend möchte ich noch einmal betonen, wie wichtig es ist, nicht nur über Innovationen zu sprechen, sondern sie auch zu unterstützen und umzusetzen. Wir brauchen Partner, die bereit sind, gemeinsam mit uns den Weg in eine nachhaltige und ethische digitale Zukunft zu gehen. Das Team des gemeinnützigen Verein Swiss Carers freut sich darauf, die erarbeiteten Lösungen auf Ihre Bedürfnisse anzupassen und voranzutreiben.

Gemeinsam können wir die Situation für betreuende Angehörige verbessern und ihnen die Unterstützung bieten, die sie verdienen.

Den gesamten Rückblick der Interprofessionellen Tour d’Horizon zur Frage: Wie können Innovationen dazu beitragen, das Leben älterer Menschen zu verbessern? - finden Sie auf der Website von GERONTOLOGIE CH

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