Koordination der Angebote

Betreuende Angehörige leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Gesellschaft. Doch oft stossen sie dabei an ihre physischen, emotionalen und finanziellen Grenzen. Eine verbesserte Koordination der Angebote kann dazu beitragen, diese Herausforderungen zu mindern und die Lebensqualität sowohl der betreuten als auch der betreuenden Angehörigen erheblich zu steigern.

Der Themenheft Ältere Menschen koordiniert betreuen bietet wertvolle Einblicke und Handlungsmöglichkeiten, die hier zusammengefasst und ergänzt werden:
 
Psychosoziale Betreuung als Schlüssel
 
Die psychosoziale Betreuung – ausgerichtet auf die psychische und soziale Gesundheit – wird als eigenständige Unterstützungsform hervorgehoben. Sie ergänzt Pflege und Hilfe im Alltag und verfolgt das Ziel, die Selbstbestimmung, Lebenskompetenzen und soziale Teilhabe zu fördern. Ein ressourcenorientierter Ansatz trägt dazu bei, dass ältere Menschen trotz Unterstützungsbedarf sinnerfüllt leben können.

Swiss Carers engagiert sich seit 2018 aktiv im politischen Diskurs, um bessere Rahmenbedingungen für die mehr als 720’000 betreuenden Angehörigen in der Schweiz zu schaffen. Siehe Blog. Darüber hinaus bietet die Fachorganisation umfassende digitale Lösungen, die zur Transformation des Sozial- und Gesundheitswesens beitragen und die Unterstützung von betreuenden Angehörigen koordinierter gestalten. Siehe: www.swisscarers.org


Entlastung durch Vernetzung
 
Die Koordination aus der Sicht der betreuenden Angehörigen und Organisationen ist ein zentraler Erfolgsfaktor für wirksame Betreuung. Durch abgestimmte Zusammenarbeit zwischen professionellen Organisationen, Familien und Freiwilligen können Betreuungsangebote nahtlos ineinandergreifen. Dies gilt insbesondere in komplexen Fällen am Ende des Lebens, in denen Case Management und gemeinsame Angebotsplanung unerlässlich sind.
 

Zur Verbesserung der Koordination bietet Swiss Carers mit We+Care eine zentrale Plattform und App, die betreuenden Angehörigen eine einfache und effiziente Organisation von Betreuungs-, Pflege- und Freiwilligendiensten ermöglicht. Die App wurde in Zusammenarbeit mit We Technology, iHomeLab der Hochschule Luzern, Spitex-Organisationen und der Innosuisse entwickelt. Zur We+Care App.

 

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Fachstellen für betreuende Angehörige

Niederschwellige Angebote wie Infostellen und aufsuchende Fachstellen erleichtern den Zugang zu Unterstützungsleistungen. Sie bieten Orientierung und vermitteln passgenaue Hilfsangebote. Solche Ansätze können Versorgungslücken schliessen, insbesondere für berufstätige betreuende Angehörige oder in prekären Lebensumständen. Allerdings gibt es noch immer zu wenige Fachstellen, die sich den vielfältigen Herausforderungen betreuender Angehöriger widmen. Zudem fehlen häufig spezifische Informationen für betreuende Angehörige auf den entsprechenden Websites.

Um die Auffindbarkeit von Infostellen zu verbessern und die Websites mit nützlichen Inhalten für die Zielgruppe betreuende Angehörige zu erweitern, hat Swiss Carers das Infostellen-Verzeichnis in Zusammenarbeit mit der Age-Stiftung und Gemeindlichen Anlaufstellen entwickelt. Dieses bietet einen Überblick über kantonale und kommunale Informationsangebote. In den „Portraits“ werden zudem Modelle guter Praxis hervorgehoben, die als Inspiration und Orientierung dienen. Zum Infostellen-Verzeichnis

 

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Entlastung der betreuenden Angehörigen
 
Betreuende Angehörige stehen oft unter enormem Druck. Durch koordinierte Angebote, die Betreuung und Entlastung kombinieren, können ihre gesundheitlichen und finanziellen Belastungen reduziert werden. Dazu gehören:

  • Temporäre Betreuungsübernahmen durch Freiwillige oder Fachpersonen.
  • Niedrigschwellige Entlastungsangebote, die flexibel auf individuelle Bedürfnisse eingehen.
  • Anstellung, Schulungen, Weiterbildungen und Begleitung für pflegende Angehörige

Neben der Entlastung durch Organisationen ist es unerlässlich, auch betreuende Angehörige direkt finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Menschen, die andere rund um die Uhr betreuen und pflegen, sollten in der Schweiz von ihrer Care-Arbeit leben können. Dabei spielt die Kombination und Harmonisierung von Versicherungsansprüchen eine zentrale Rolle. Daneben muss die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenbetreuung garantiert werden, indem ihre unverzichtbare Koordinationsleistung anerkannt und mit (digitalen) Massnahmen gefördert wird. Weitere Informationen und Hintergründe finden Sie in der Kampagne „Was sind der Schweiz die betreuenden Angehörigen wert?

 

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Finanzierung von Betreuungsleistungen


Das Magazin hebt die entscheidende Bedeutung der Finanzierung hervor. Betreuung im Alter ist in der Schweiz bislang grösstenteils privat zu tragen, was viele ältere Menschen von dringend benötigten Unterstützungsleistungen ausschliesst. Die Einführung von Betreuungszulagen und Entlastungsgutscheinen zeigt jedoch eine vielversprechende Lösung auf. Durch eine Erweiterung der Sozialversicherungsleistungen für betreutes Wohnen könnten auch psychosoziale Unterstützungen sowie präventive Massnahmen abgedeckt werden, was die Betreuungssituation nachhaltig verbessern würde.

Der Pflegerechner wurde in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Graubünden, der Paul Schiller Stiftung und We Technology entwickelt, um eine Übersicht über nationale, kantonale und gemeindliche Ansprüche zur Finanzierung von Betreuungs- und Pflegeleistungen zu bieten. Mit diesem Tool können Sie beispielsweise die Betreuung einer zu Hause lebenden älteren Person mit hohem Pflegeaufwand simulieren, die auf eine individuelle Prämienverbilligung angewiesen ist. Der Pflegerechner zeigt danach Betreuungsansprüche in bereits 900 Gemeinden an. Zum Pflegerechner.

 

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Der Mensch im Mittelpunkt

 
Eine gute Betreuung rückt den Menschen mit seinen individuellen Bedürfnissen, Ressourcen und Lebensgeschichten in den Mittelpunkt. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, das ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben im Alter ermöglicht – für die betreuten Personen genauso wie für die betreuenden Angehörigen.
 
Die Zukunft der Betreuung liegt in der Zusammenarbeit. Koordinierte Ansätze, niederschwellige Angebote und digitale Unterstützungssysteme können die Betreuung revolutionieren. Mit einer klaren Vision und dem Willen, Ressourcen zu investieren, kann eine gesellschaftliche Struktur geschaffen werden, die Altwerden als Bereicherung statt als Belastung versteht.

Entdecken Sie koordinierte Lösungen für Carers! Erleben Sie die neuesten Ansätze und Ideen live beim 2. Who Cares? Event am 22. Januar 2025. Sichern Sie sich jetzt Ihren Platz – jetzt anmelden!

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