Wachsende Nachfrage nach Carers
Die Pflege zu Hause nimmt in der Schweiz zu und ermöglicht es älteren Menschen, in ihrem vertrauten Umfeld betreut zu werden. Doch diese Form der Pflege, die oft als persönlicher und hochwertiger empfunden wird, bringt finanzielle Herausforderungen mit sich. Krankenkassen und Gemeinden spüren die steigenden Kosten deutlich, während pflegende Angehörige weiterhin auf eine faire Entlohnung und bessere Unterstützungsangebote hoffen. Die Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung, insbesondere der Betreuungsleistung, wird zunehmend zum zentralen Thema in der Gesundheits- und Sozialpolitik.
Ein klarer Trend ist der Anstieg der Angehörigenpflege, also der Betreuung durch Familienmitglieder. Seit einem Bundesgerichtsurteil im Jahr 2019 haben sich private Spitex-Organisationen vermehrt darauf spezialisiert, Angehörige für die Pflege anzustellen. Die Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten: Pro Stunde werden etwa 53 Franken vergütet, von denen pflegende Angehörige rund 35 Franken erhalten – ähnlich wie reguläre Spitex-Mitarbeitende, abhängig von deren Qualifikation und Ausbildung. Update: Die Löhne, die an reguläre Spitex-Mitarbeitende gezahlt werden, und die Entschädigungen, die pflegende Angehörige erhalten, unterscheiden sich markant.
Diese Form der Pflege wird zunehmend wichtiger, da sie es älteren Menschen ermöglicht, in ihrem vertrauten Umfeld zu bleiben und gleichzeitig von ihren Angehörigen betreut zu werden. Dies wird von den gepflegten Personen oft als persönlicher und qualitativ hochwertiger empfunden.
Laut einem Medienartikel (Tages-Anzeiger) mit Bezug auf Santésuisse sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Von Januar bis Juli 2024 beliefen sich die Kosten für die Angehörigenpflege auf 50 Millionen Franken, während sie im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch bei 30 Millionen lagen. Obwohl die Angehörigenpflege nur etwa 5 Prozent der gesamten Spitex-Kosten ausmacht, sei der rasante Anstieg besorgniserregend, so der Krankenkassenverband.
Nicht nur die Krankenkassen, sondern auch die Gemeinden bezahlen einen zusätzlichen Teil dieser Leistungen über die sogenannte Restkostenfinanzierung. Gemäss einem Medienartikel (Tages-Anzeiger) mit Bezug auf Gemeindeverband wird festgestelt, dass die Pflege von Angehörigen deutlich zugenommen hat und die Kosten für die Gemeinden entsprechend gestiegen sind.
Damit dürften die Ausgaben der Krankenkassen und Gemeinden für Angehörigenpflege - wenn wir dies linear auf das ganze Jahr hochrechnen - auf grob geschätzte 100 Millionen Franken pro Jahr kommen. Update: Wie in einer TV-Diskussion deutlich wurde, zeigt sich die Nachfrage nach Pflege durch Angehörige zunehmend nicht linear, sondern exponentiell steigend.
Demgegenüber steht laut einem anderen Medienartikel (BZ Basel) mit Bezug auf das Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Wert des durch betreuende Angehörige freiwillig - also unbezahlt - geleistete Engagements im Wert von rund 3'700 Millionen Franken pro Jahr.
Finanzierung der Betreuung – Der «Elefant im Raum»
Doch ist dieses Engagement wirklich freiwillig? Alzheimer Schweiz fordert in einem Positionspapier, dass Betreuung besser finanziert werden muss. Die Betreuung von Menschen mit Demenz wird nicht durch die Grundversicherung gedeckt und Angehörige müssen diese weiterhin ohne Entschädigung übernehmen. Damit Erkrankte auf eine demenzspezifische Pflege zählen und betreuende Angehörige auch Entlastungsangebote nutzen können, ist es aus Sicht von Alzheimer Schweiz dringlich, dass die Politik endlich für eine adäquate Finanzierung sorgt. Zahlreiche ähnliche Stimmen von weiteren Patientenorganisationen und Fachverbänden liegen vor.
In einer Diskussionsrunde von Swiss Carers wurde die Finanzierung der Betreuung als «Elefant im Raum» bezeichnet. Dabei ging es um Themen wie die «Einheitliche Finanzierung von Ambulant und Stationär» (EFAS) und «Betreutes Wohnen», bei denen ein Konflikt zwischen den Zuständigkeiten von Bund und Kantonen sichtbar wurde. Positiv hervorgehoben wurden Fortschritte bei der Finanzierung von Betreuungszulagen für pflegende Angehörige in der Deutschschweiz, vor allem in den Vorreiterkantonen Freiburg, Basel Stadt und Baselland. Neu profitieren auch Carers in Kantonen wie Luzern, Glarus und bald vielleicht auch Graubünden und Zug.
Betreuende Angehörige sind unverzichtbare Partner in der Versorgung
Um sicherzustellen, dass betreuende und pflegende Angehörige nicht nur angemessen entlohnt, sondern auch unter fairen Bedingungen arbeiten, stellt Swiss Carers - die Fachorganisation für betreuende Angehörige - eine Reihe von Hilfsmitteln zur Verfügung, darunter Tipps, Checklisten und ein Suchtool, um Angebote zu finden und zu vergleichen, siehe: https://www.weplus.care/de-ch/anbieter
Die Website bietet Unterstützung, damit pflegende Angehörige zu einem „fairen Deal“ gelangen. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen transparenter zu gestalten und sicherzustellen, dass die wertvolle Arbeit der Angehörigen angemessen gewürdigt und unterstützt wird.
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