Schweizer Fallbeispiele guter Praxis
Die äusserst bestärkende Veranstaltung von Careum Weiterbildung und Forschung zum Thema "Integrierte Altersversorgung ist mehr als ambulant mit stationär!" auf Einladung von Susanna Schubiger und Ulli Otto verdeutlichte die Herausforderungen einer Gesellschaft in demographischer Alterung: Die Anpassung des Versorgungssystems, verbesserte Koordination der Leistungserbringer und eine Erweiterung des Kreises der Helfenden.
Urs Zanoni, Geschäftsführer vom Schweizer Forum für integrierte Versorgung fordert ein Umdenken von Cure zu Care. Das heutige Versorgungssystem ist zu stark auf (Akut-)Medizin, Kuration und die Ärzteschaft ausgerichtet. Für die integrierte Altersversorgung sind neue Ansätze gefragt, die den Menschen (statt seiner Krankheit) in den Mittelpunkt stellen, interprofessionelle Betreuungsteams sind zu fördern und die Digitalisierung sollte als Chance gesehen werden.
"Viele Patientinnen und Patienten mit einem chronischen Leiden fühlen sich selbst in der Schweiz - mit einem der besten Gesundheitssystem weltweit - vernachlässigt.
Es entwickelt sich eine wachsende Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen einer zunehmend chronisch kranken Bevölkerung und eines auf Akutmedizin ausgerichteten Gesundheitswesens." - Schweizerische Ärztezeitung
Zur Lösung der Herausforderung kristallisiert sich der Ansatz einer Wohnortnahen integrierte Altersversorgung heraus. Sogenannte Gesundheitsregionen, Patient-centred Medical Care Homes, sorgende Gemeinschaften und Caring Communities.
Als Beispiele mit unterschiedlichen Ausprägungen genannt wurden: xunds grauholz, Gesundheits-Netzwerk Werdenberg-Sarganserland, Gesundheitszentrum Unterengadin, Sozialmedizinisches Zentrum Oberwallis, Healthy Emmental, Reichenburg, Resaux Sante Vaud, Gesundes Kinzigtal, Onex, Maison de la Santé du Haut, Thurvita, Rajovita, Drehscheibe Pflege Höfe, Krienser Infostelle Gesundheit, Drehscheibe Gesundes Freiamt, Réseau Santé et Social de la Gruyère, CareNet+ in Affoltern, Vicino Luzern.
Zanoni verdeutlichte pointiert, dass alle ein koordiniertes Vorgehen fordern. Das Problem jedoch besteht, dass Koordinationsleistungen mangelhaft vergütet werden oder Abrechnungspositionen für gewisses Fachpersonal schlecht tarifiert sind. Zudem hat Zanoni die Problematik im Aufbau von Caring Communities angesprochen, indem oft ein tragfähiges Betriebsmodell fehlt, um in den Regelbetrieb zu gehen.
Dr. Markus Leser von Curaviva verdeutlichte, dass integrierte Altersversorgung ein Zusammenspiel von Menschen bedeutet und Führungsstarke Persönlichkeiten benötigt werden, die Sozialräume zu gestalten, aufzubauen und moderieren.
Zur Frage, wie Pflegeorganisationen oder Soziale Gemeinschaften am besten geführt werden, erlaubte Christina Brunnschweiler von der Spitex Zürich Limmat einen Einblick in die faszinierende organisationale Transformation hin zur Selbstorganisation.
Damit die Anbieter einen Anreiz erhalten stärker zu kooperieren, bringt Leser einen spannenden Ansatz ins Plenum der vorschlägt, dass Leistungsvereinbarungen der öffentlichen Hand vermehrt auf die Vergütung von Koordinationsleistung fokussieren sollten.
Vermutung, dass 30% der Menschen im Altersheim sind, weil sie keine andere Alternative kennen #Informationsasymetrie
— Pro Aidants (@proaidants) 25. Oktober 2018
Als gutes Praxisbeispiel für integrierte Altersversorgung präsentierte Barbara Steffen-Bürgi zusammen mit Andreas Biedermann, wie eine Caring Community aufgebaut wird. Das Ziel im Oberaargau ist es, einen WIR-Raum zu schaffen und den Kreis der Helfenden zu vergrössern.
Matthias Radtke zeigte in einer begeisternden Präsentation des Modells Reichenburg auf, wie neben der persönlichen Beratung auch auf digitale Vernetzung gesetzt wird. Besonders gefreut hat uns die Forderung, dass für die pflegenden Angehörigen mehr getan werden soll. Denn die pflegenden Angehörigen stellen den 'grössten Pflegedienst der Schweiz' dar.
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