Zwei aktuelle Studien, zu denen Pro Aidants eingeladen worden war, machen deutlich, wo in der Covid19-Pandemie bei den betreuenden Angehörigen der Schuh drückt: Beim Einbezug, sei es fachlich oder politisch.
Die vom BAG bei INFRAS in Auftrag gegebene Studie will die Situation der älteren Menschen in der Coronakrise erforschen. Ein Teil der Studie, die im zweiten Halbjahr 2021 abgeschlossen wird, ist ausdrücklich den Angehörigen gewidmet. Pro Aidants hält bereits die vorläufigen Ergebnisse für wichtig genug und appelliert an die zuständigen Verbände und Behörden, sich möglichst schnell damit auseinanderzusetzen.
Ein grosser Teil der betreuenden Angehörigen in der Schweiz fühlt sich von den Fachkräften nicht ausreichend einbezogen. 34 Prozent bejahten die generelle Frage: "Heime, Spitex, Ärzteschaft und Behörden sollten Angehörige stärker einbeziehen?"
Auf die konkretere Frage zum Einbezug bei der Verlegung ins Spital antworteten 16 Prozent der Angehörigen, dass sie in Zukunft stärker einbezogen werden möchten, als dies bis jetzt der Fall war.
Die Ungewissheit der Pandemie ist für alle belastend. Viele Themen können aber am Zeitpunkt der Umfrage – Anfang 2021 – nicht mehr mit einer unbestimmten Ungewissheit erklärt werden. Hier ist davon auszugehen, dass ganz vielen betreuenden Angehörigen konkrete Hilfe brauchen: 30 Prozent wünschten sich "Mehr Beratungs- und Unterstützungsangebote".
Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle, dass 35 Prozent der Befragten offenbar zufrieden sind und im Hinblick auf eine künftige vergleichbare Situation keine Wünsche äussern.
Die zweite Studie, zu der Pro Aidants als Mitglied von Eurocarers eingeladen worden war, ist vor wenigen Tagen abgeschlossen worden ("Eurocarers/IRCCS-INRCA (2021). Impact of the COVID-19 outbreak on informal carers across Europe – Final report. Brussels/Ancona.").
Der Einbezug der Bedürfnisse der betreuenden Angehörigen in die nationale Covid19-Strategie steht an oberster Stelle der Aufzählung, was bei der Pandemie hilfreich gewesen wäre.
Wie diese europaweite Studie weiter zeigt, hat die Pandemie die bereits vorher bestehenden Probleme noch verstärkt. So sind über alles betrachtet Frauen als betreuende Angehörige von den negativen Auswirkungen durch die Pandemie deutlich stärker betroffen als Männer. Entsprechend lautet auch eine der Forderungen von Eurocarers, dass ganz besonders für weibliche betreuende Angehörige vermehrt dafür zu sorgen ist, dass sie durch geeignete Massnahmen den Anschluss zum Arbeitsmarkt nicht verlieren. Sowohl für Männer wie Frauen gilt, dass eine anerkannte Validierung der geleisteten Betreuungsarbeit dafür sorgen kann, dass sie den Zugang zum Arbeitsmarkt leichter finden können. Dass der Zugang zu bezahlter Arbeit für betreuende Angehörige kein Nebenschauplatz ist, zeigt die Tatsache, dass etwa 20% der erwerbstätigen Befragten angaben, während des COVID-19-Ausbruchs nicht in der Lage gewesen zu sein, bezahlte Arbeit und Betreuung unter einen Hut zu bringen.
Die bereits veröffentlichten Grafiken zur Studie "2020–2022 Evaluation der Krisenbewältigung COVID-19" können auf der Homepage des Bundesamtes für Gesundheit heruntergeladen werden.
Die Eurocarers-Studie ist auf der Homepage von Eurocarers zu finden.
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